Im Krebsgang
Einem lange verdrängten Thema nähert sich Grass aus verschiedenen Perspektiven und Zeitebenen. Quasi "im Krebsgang" lässt er seinen Protagonisten, einen mittelmäßigen Journalisten, von Entdeckungen familiärer und historischer Natur berichten. Anlässlich des 50. Jahrestages des Untergangs der "Wilhelm Gustloff" stößt er bei Recherchen im Internet auf eine Website von Neonazis, hinter der er seinen Sohn vermutet. Die gesamte Handlung kreist um die Erinnerung an das harte Schicksal der aus den deutschen Ostgebieten Fliehenden. Verbunden damit ist die Lebensgeschichte des Nazifunktionärs Gustloff, seines jüdischen Attentäters und des russischen U-Boot-Kommandanten, der die größte Schiffskatastrophe der Geschichte auslöste. - Mehr als die meisterliche sprachliche Umsetzung des Stoffs ist es der brisante zeitgeschichtliche Kontext, der die Novelle zu einem der wichtigsten literarischen Ereignisse des Jahres werden lässt.
Dietmar Adam
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Im Krebsgang
Günter Grass
Dt. Taschenbuch-Verl. (2004)
dtv ; 13176
215 S.
kt.