Das Schweigen meiner Mutter
Alisa, ein jüdisches Mädchen, wächst während der Nachkriegszeit in einem Tel Aviver Viertel auf, in dem der Holocaust noch stets gegenwärtig ist. Er spiegelt sich in den verschiedenen Schicksalen und dem Schweigen der Überlebenden, das die Holocaust-Opfer von der nachfolgenden Generation trennt. Alisa ist Teil dieser jungen Generation. Schon als Kind sucht sie nach Antworten: Was ist ein Krematorium? Sind die Deutschen böse? Und vor allem: Wer ist mein Vater? Von ihrer Mutter erfährt sie nichts. So denkt sie sich Geschichten aus: ihr Vater als gefallener Kriegsheld, als Verräter, als Schatten, der sie ständig verfolgt. Erst nach und nach lichtet sich das Geheimnis. Als Erwachsene stellt Alisa schließlich genauere Nachforschungen an. Das Ergebnis ist tragisch und irrwitzig zugleich ... - Die Handlung des Buches springt zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen der jungen und erwachsenen Alisa. Auslöser des Erinnerns ist eine Beerdigung, welche die Vergangenheit wieder aufleben und die Suche nach dem Vater neu beginnen lässt. Der verlorene Vater ist aber nur eine von vielen dramatischen Geschichten. Lizzie Doron schreibt über das schwere Thema Holocaust mit der Leichtigkeit eines Kindes und doch mit dem nötigen Feingefühl. Trotz des sehr persönlichen Themas (Alisa als alter ego der Autorin, die selbst aus einer jüdischen Familie stammt) wahrt sie Distanz, gibt aber gleichzeitig einen tiefen Einblick in das Leben derer, die durch die Shoah traumatisiert wurden. An manchen Stellen fehlt die Übersetzung jiddischer Begriffe, ansonsten ein sehr beeindruckendes und empfehlenswertes Buch! (Übers.: Mirjam Pressler)
Aline Ehrenreich
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Das Schweigen meiner Mutter
Lizzie Doron
Dt. Taschenbuch-Verl. (2011)
dtv ; 24895 : dtv-premium
212 S. : Ill.
kt.