Die Sehnsucht des Vorlesers
Guylain Vignolles lebt ein monotones Leben in Paris. Bis heute fragt er sich, warum seine Eltern ihn mit diesem Namen gestraft hatten, denn verdreht man die Anfangssilben seines Vor- und Nachnamens, wir daraus "vilain guignol", der dumme Kaspar. Vielleicht ist Guylain wegen der vielen Hänseleien ein eher schüchterner Mensch geworden, der seine Nase gerne in Bücher steckt. Vielleicht liegt es aber auch an seinem Beruf, warum er jeden Morgen im 6.27 Uhr Regionalzug ein paar Seiten laut vorlesen muss, denn Guylain ist Maschinenführer einer riesigen Schreddermaschine einer Papierverwertungsfabrik. Das ist seine Art von Rebellion und der Versuch etwas von den Büchern zu retten. Eines Tages geschieht jedoch etwas Unerwartetes: Vor seinem orangeroten Klappsitz im Zug findet Guylain einen USB-Stick, auf dem das Tagebuch einer jungen Frau namens Julie abgespeichert ist und liest es vor. Nicht nur die Mitreisenden sind von dem Inhalt bewegt. Guylain ist so verzaubert, dass es sein Leben von Grund auf verändert und sich auf die Suche nach dieser geheimnisvollen Julie macht. - Eine dürftiger stilistisch flacher Kitsch. Schade ums Papier. (Übers.: Sonja Finck)
Sonja Hochhausen
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Sehnsucht des Vorlesers
Jean-Paul Didierlaurent
Dt. Taschenbuch Verl. (2015)
dtv ; 26078 : dtv-premium
222 S.
kt.