Der Barbar in uns muss Liebe finden

Faschistische und rechtspopulistische Themen werden wieder salonfähig. Deutliches Indiz dafür ist, dass mehr als ein Drittel der Deutschen meinen, dass bei der Erinnerung an die Nazizeit endlich ein Schlussstrich gezogen werden sollte und fast jeder zweite Deutsche die weitere Zuwanderung von Muslimen verbieten will. Rechte Parteien sprechen dabei mit gezielten Angeboten insbesondere jüngere Menschen an. Dazu nutzen sie die Funktionsweisen der neuen sozialen Medien wie Instagram, Youtube und Co: Der Algorithmus schlägt immer ähnliche Seiten vor, die Filterblase erschwert neutrale Information und gaukelt eine subjektive Wirklichkeit vor. Aber auch in anderen Bereichen geht der Rückschritt voran: mehr als die Hälfte der Deutschen wünscht die Rückkehr zur Todesstrafe, in der Rangliste der am meisten bewaffneten Länder steht Deutschland auf Platz 8, das Gender Pay Gap ist in Deutschland besonders hoch und die Zahl der Frauen in den Parlamenten sinkt kontinuierlich. An all diesen Dingen tragen die sozialen Medien nach Ansicht des Autors, der selber Youtube- und Facebookkanäle betreibt, eine große Mitschuld. Denn sie führen zur Verdummung des Volkes, die Konzentrationspanne und die Lesekompetenz ist in den letzten Jahren dramatisch gesunken. Am Ende des Buches bekennt Anders sich als großer Deutschlandfan. Und um das Land und seine Errungenschaften wie Freiheit, Toleranz, Demokratie und Wohlstand zu erhalten, fordert er alle Menschen auf, Haltung zu zeigen. Denn: "Wir werden nie gegen die Barbaren gewinnen. Doch so lange wir kämpfen, werden sie es auch nicht" (S. 221). - Gut lesbares Sachbuch mit vielen aufrüttelnden Gedankengängen. Die fett gedruckten Kernsätze erleichtern das Lesen. Gut geeignet für alle Büchereien ab mittlerer Größe.