Und alle benehmen sich daneben

In Woody Allens Liebeskomödie "Midnight in Paris" (2011) ist Hemingway ein junger, trinkfester Draufgänger mit provokativem Charme, boshaftem Witz und reueloser Arbeitsmoral. Genau so kann man sich den US-amerikanischen Nobelpreisträger in dem biografischen Und alle benehmen sich daneben Porträt von Lesley M.M. Blume vorstellen. Er war ein Schriftsteller, der alles daran setzte, mit seinen Werken die Kritik, die Massen und die europäische Moderne zu erobern. Blume führt die Leser an den Ursprungsort von Hemingways Ruhm, nach Paris, in die Cafés und Salons des Quartier Latin, wo Pablo Picasso, Ezra Pound, Gertrude Stein und andere Berühmtheiten ein und aus gingen. Es war der noch erfolgreichere Autorenkollege Scott Fitzgerald, der seiner Zeit damals das Tempo vorgab, Hemingway aber war es, der ihr eine Stimme gab: und diese Stimme war neu, forsch, unberechenbar. Im Zentrum von Blumes Buches steht die Geschichte von der Entstehung, Publikation und Wirkung von Hemingways Roman "The Sun Also Rises (Fiesta)" (1926). Sie wird mit Liebe zum biografischen Detail, mit anekdotischer Lust und erstaunlicher Kenntnis des Milieus erzählt - und mit der überzeugenden These, dass Hemingway der beste Förderer seines eigenen Ruhms mitsamt den bekannten Schattenseiten war. Ein wunderbares Buch über die Selbsterfindung des Schriftstellers Ernest Hemingway. Für literaturgeschichtlich Interessierte in größeren Beständen empfehlenswert.

Michael Braun

Michael Braun

rezensiert für den Borromäusverein.

Und alle benehmen sich daneben

Und alle benehmen sich daneben

Lesley M. M. Blume
Dt. Taschenbuch-Verl. (2017)

510, [16] S. : Ill.
fest geb.

MedienNr.: 588471
ISBN 978-3-423-28109-6
9783423281096
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Li
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