Der lange Abschied von der weißen Dominanz
Die Journalistin Charlotte Wiedemann (*1954), die lange Jahre auch als Auslandsreporterin gearbeitet hat, setzt sich in diesem Buch mit dem Ende der weißen Vorherrschaft auseinander. Seit der kolonialen Expansion der beginnenden Neuzeit dominierten weißhäutige Menschen andere Völker. Mit dieser Dominanz der global gesehen weißen Minderheit ist es in der Welt von morgen und auch in Deutschland vorbei. Unsere Gesellschaft unterliegt seit der Lebensspanne, die die Autorin selbst beginnend mit ihrer Einschulung im Jahre 1960 überblickt, einem grundlegenden Wandel. In der jeweils in kleine, lose miteinander verbundene Textabschnitte eingeteilten Analyse legt Wiedemann auch dar, wie bis heute ein historischer Ballast, von vorurteilsbehafteten Sprachfloskeln bis hin zum Umgang mit Geflüchteten unsere Gefühle und unser Denken und Handeln bestimmen. Sich dieser Vergangenheit zu stellen, ist für sie ein erster wichtiger Schritt in die Zukunft, denn - so lautet ihre Botschaft - wir sollten das Ende der weißen Dominanz in positiver Weise annehmen und als Befreiung sehen. Nicht jede/r Leser/-in wird diesen Optimismus teilen, dennoch ein gut einsetzbares Buch für die aktuelle Diskussionen um den sich vollziehenden Wandel unserer Zuwanderungsgesellschaft.
Siegfried Schmidt
rezensiert für den Borromäusverein.
Der lange Abschied von der weißen Dominanz
Charlotte Wiedemann
dtv (2019)
284 Seiten
fest geb.