Jeder Tag ist eine Schlacht, mein Herz

Zelda ist 21 Jahre alt und anders als andere. Sie braucht klare Regeln und eine feste Tagesstruktur, um sich sicher zu fühlen. Sie führt Listen, die ihr Orientierung geben und wählt täglich ein Wort des Tages, um dessen Bedeutung zu verinnerlichen. Vor allem aber braucht Zelda ihren Bruder Gert, mit dem sie zusammenlebt und der nach seinen Fähigkeiten für sie sorgt. Zelda ist eine junge Frau mit kognitiver Beeinträchtigung auf der Suche nach einem selbstbestimmten Leben und mit einem faszinierenden Gespür für Recht und Unrecht. Sie hat eine ausgeprägte Leidenschaft für die Wikingerzeit und versucht, ihr detailliertes Wissen darüber auf ihre eigene Lebenswelt zu übertragen. Ihr größtes Ziel ist es, selbst eine Heldin zu werden. Dass dies in dem sozialen Umfeld und unter den prekären Bedingungen, in denen sie lebt, zu einer extremen Herausforderung wird, ist spätestens zu dem Zeitpunkt klar, als ihr Bruder ins kriminelle Milieu abrutscht. Doch Zelda verfolgt mutig ihre Ziele, bleibt sich selbst treu und schreibt so unter dramatischen Umständen letztendlich ihre eigene Legende. - Konsequent hält der Autor die Perspektive der durch das fetale Alkoholsyndrom in ihrer Lebensführung beeinträchtigten Ich-Erzählerin Zelda ein und lässt uns als Leser die Welt mit ihren Augen sehen. Fast wünscht man sich, nicht über Zeldas Perspektive hinauszuschauen, um die Tragik ihrer Geschichte, die sich erst im Weitblick erschließt, nicht wahrnehmen zu müssen. Der Roman ist ein Plädoyer für das Recht auf Selbstbestimmung und Teilhabe für alle Menschen. Die sehr liberale Sichtweise auf das Thema Sexualität, die Infragestellung gesellschaftlicher Normen und die Verwendung von Vulgärausdrücken mag auf einzelne Leser verstörend wirken, ist hier jedoch im Sinne einer modernen Milieustudie absolut authentisch. Ein sehr besonderes Buch, das Beachtung verdient.