Todeswalzer

Der Sommer 1944 war der blutigste Abschnitt des Zweiten Weltkriegs. So beginnt das Buch mit der Landung der Alliierten in der Normandie am 6. Juni 1944. Aus Westen, Osten und Süden kommt der Krieg zum Ausgangspunkt Deutschland in Form von Bombardierungen Todeswalzer zurück. Christian Bommarius (freier Publizist) lässt viele Augenzeugen zu Wort kommen und ergänzt sie mit Tagebucheinträgen. Am oben genannten 6. Juni hält sich Hitler auf dem Obersalzberg auf und schläft bis in die Vormittagsstunden. Simone de Beauvoir und Jean Paul Sartre freuen sich in Paris, dass die Alliierten endlich gelandet sind. Am gleichen Tag wird Margot Friedländer ins KZ Theresienstadt abtransportiert, Anne Frank freut sich in Amsterdam über den D-Day, Heinrich Böll schreibt aus einem Lazarett in Ungarn seiner Frau Annemarie. Jeder hat den Tag anders mitbekommen. Diese ständigen Perspektivenwechsel vollzieht Bommarius in allen dreizehn Kapiteln des Buches. Am 17. Juli 1944 lässt Stalin 57.000 deutsche Kriegsgefangene auf ihrem Weg ins Lager durch Moskau ziehen, Codename „Großer Walzer“. Er ist eine Anspielung auf Stalins Lieblingsfilm „The great Waltz“. Die Wehrmacht und Hitler sollen dadurch verspottet werden. - Das Buch zeigt schonungslos einzelne Menschen in der Katastrophe. Was bedeutet Krieg für den Einzelnen? Es gibt aber auch glückliche Momente: Der spätere Showmaster Hans Rosenthal ist im Sommer 1944 neunzehn Jahre alt, seine Eltern sind tot und sein Bruder ermordet. Er kann in einem Versteck in einer Berliner Kleingartenanlage überleben. - Ein tiefgründiges und packendes Buch zugleich. Allen Büchereien zu empfehlen!

Berthold Schäffner

Berthold Schäffner

rezensiert für den Borromäusverein.

Todeswalzer

Todeswalzer

Christian Bommarius
dtv (2024)

315 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 616405
ISBN 978-3-423-28370-0
9783423283700
ca. 26,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ge
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