Atlas der nie gebauten Bauwerke
Die in diesem ansprechend und gehaltvoll gestalteten Buch vorgestellten Ideen, Träume und Visionen aus dem Bereich der Architektur sind nicht nur als bedeutungslose Fantastereien einzustufen, sondern die meisten der 50 genannten Objekte zeigten neue Wege und bauliche Möglichkeiten auf, die aus sehr unterschiedlichen Gründen, oft durch die vorherrschenden Zeitumstände, nicht umgesetzt werden konnten, z.T. aber auch an noch nicht verfügbaren Materialien bzw. an dem noch nicht vorhandenen technischen Know-how scheiterten. Gegliedert in sechs breit angelegte Kapitel - Ideale Welten, Aufgeklärte Visionen, Exzentrische Räume, Große Erwartungen, Baut es neu, Strahlende Städte - gewährt Philip Wilkinson dem Leser interessante Einblicke in die Gedankenwelt berühmter Künstler und namhafter Architekten. So fantastisch und grotesk der fünfstöckige, mehrere Säle beherbergende Elefant, der in Paris stehen sollte, anmutet, so aktuell zeigen sich Pläne zum Städtebau - Tokyo Bay (Wasserstadt auf künstlichem Baugrund), Clusters in the Air (baumähnliche, 250m hohe Wohnkapseln) oder Jersey Corridor (lineare Bandstadt entlang eines Highways). So wie der heute stark kritisierte Entwurf der "Ville Radieuse" von Le Corbusier, nachgeahmt in vielen Trabantenstädten (z.B. München-Neuperlach), von der Entwicklung überrollt wurde, so konnte auch die Idee des "Totaltheaters (Gropius, Piscator) nie verwirklicht werden. - Sehr interessant!
Inge Hagen
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Atlas der nie gebauten Bauwerke
Philip Wilkinson
Dt. Taschenbuch-Verl. (2018)
255 S. : zahlr. Ill. (z.T. farb.)
fest geb.