Die Entdeckungen der Gwen Carrick
In Anlehnung an Stil und Struktur von Romanen des 19. Jh. erzählt die Autorin, wie die beiden Schwestern Euphemia und Gwen Garrick dem Arzt Edward Scales kennen und lieben lernen. Gwen ist begeisterte Naturwissenschaftlerin. Da sie nicht die Universität besuchen kann, verlegt sie sich auf die wissenschaftliche Illustration. Ihre Schwester dagegen lädt zu Séancen. Beide wissen anfangs nicht, dass Scales in London eine Ehefrau und eine Geliebte hat. Gwen folgt ihm als Zeichnerin auf eine wissenschaftliche Expedition nach Brasilien. Dort am Amazonas wird offensichtlich, dass es sich seitens des Arztes nicht um die "große Liebe" handelt. Er entführt durch eine List Gwen und ihr gemeinsames Kind in eine abgelegene Urwaldstation. Zuletzt glaubt er, dass sie bei einem Bootsunglück ums Leben gekommen sind, und kehrt nach London zurück. Dort veröffentlicht er Erkenntnisse seiner Frau zu Blattschneiderameisen als die seinen und heiratet Euphemia. Doch Gwen wurde gerettet und ehelicht alsbald einen der anderen Forscher. Auch sie kehren nach England zurück. Einige Jahre später wird Scales tot aufgefunden und es kommt zum Prozess gegen Gwen. - Die Zeitungsberichte von der Verhandlung streut die Autorin in die chronologische Abfolge der Haupthandlungen ein. Für den Leser ist der Zusammenhang zunächst nicht erkennbar, er ahnt aber alsbald, dass die Liebesgeschichte der ersten Kapitel nicht im siebten Himmel endet. Das und auch die spiritistischen Darstellungen geben dem Roman einen düsteren, fast mysteriösen Charakter. Da der Leser manche Zusammenhänge nur vermuten kann, wirkt das an manchen Stellen aus seiner Perspektive sprunghaft. Darauf kann man höchst unterschiedlich reagieren: das Buch als Wirrwarr weglegen oder mit Tempo auf die Lösung zu lesen. (Übers.: Sabine Thiele)
Pauline Lindner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die Entdeckungen der Gwen Carrick
Martha Lea
Droemer (2015)
407 S.
fest geb.