Heillose Zustände
Die aktuelle Form der Ärztehonorierung bietet wenig Anreize für eine Heilkunde, die den Kranken zugutekommt. Gesundheitsreformen haben bislang nur für mehr Bürokratie gesorgt und zunehmend lohnen sich nur noch teure technische Untersuchungen. Auf der anderen Seite bleibt keine Zeit für wichtige Gespräche. Werner Bartens, bekannter Wissenschaftsredakteur der Süddeutschen Zeitung und eben auch Mediziner, entlarvt in seinem Buch die zunehmende Ökonomisierung der Medizin und ihre fatalen Folgen. Früher hieß es "abwarten und Tee trinken", heute werden Patienten "krankuntersucht" - was als Vorsorge beginnt, wird oft in unnötigen OPs und mit zu vielen Medikamenten nutzlos therapiert. Bartens untermauert seine Thesen sehr sorgfältig mit unzähligen Studien und Zitaten aus der Fachwelt, nachzulesen im 26-seitigen (!) Literaturverzeichnis. Wenn auch teilweise zu generalisierend, so ist das Buch wichtig, weil Aufklärung nottut in Sachen Gesundheitssystem.
Lieselotte Banhardt
rezensiert für den Borromäusverein.
Heillose Zustände
Werner Bartens
Droemer (2012)
223 S.
fest geb.