Orchidee oder Löwenzahn?
Wieso reagieren Kinder aus dem gleichen Elternhaus so unterschiedlich auf die Herausforderungen des Lebens? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, wählt Thomas W. Boyce die Metaphern des Orchideenkindes und des Löwenzahnkindes, die für empfindsame Stressanfälligkeit einerseits und unbeeindruckbare Robustheit andererseits stehen. Robust bedeutet dabei nicht gefühllos und empfindsam, wie der Autor sehr facettenreich erklärt. - In eine höchst abwechslungsreiche Abfolge von Geschichten aus seinem Beruf als Kinderarzt und Berichten aus (eigener) Forschung mit Beispielen werden die Lebensgeschichten zweier Geschwister gewoben: der Autor als Löwenzahnkind und die Schwester als Orchideenkind, die äußerst sensibel auf ihre Umwelt reagiert. Thematisiert wird dabei die Frage, welche Auswirkungen Umwelteinflüsse (soziale ebenso wie biologische) auf die Gene haben und wie sich darauf wiederum die Anpassungsreaktion des Kindes auswirkt. Wem das jetzt zu kompliziert klingt: Dem Autor gelingt es hervorragend, diese Zusammenhänge auch für Laien verständlich darzustellen. Informative Lektüre für alle Menschen, die mit Kindern zu tun haben. Ab mittleren Beständen empfohlen.
Karola Bartel
rezensiert für den Borromäusverein.
Orchidee oder Löwenzahn?
W. Thomas Boyce
Droemer (2019)
333 S. : Ill., graph. Darst.
fest geb.