Das gerettete Kind

Die Irin Rebecca verliebt sich in den deutschen Austauschstudenten Jonas. Doch zu ihrer Mutter kann sie von ihrem Wunsch, seinetwegen nach Hamburg zu ziehen, nicht sprechen, denn Leah hasst alles Deutsche. So wird die Großmutter Irma zur Vertrauten. Das gerettete Kind Langsam und mit viel Zurückhaltung lässt sie ihre Enkelin in ihre Vergangenheit blicken. Letztlich unterstützt sie aber den Reisewunsch. In Hamburger Archiven findet Rebecca reichlich Zeugnisse von Überlebenden der Kindertransporte und kann so ihrer Großmutter die Gewissheit verschaffen: auch ihre beste Freundin hat das rettende Großbritannien erreicht. - Die Autorin staffelt immer Abschnitte aus den Perspektiven der drei Hauptpersonen hintereinander. In den ersten Sequenzen klaffen die ganz unterschiedlichen Lebenshandlungen und -einstellungen weit auseinander. Schwere Erkrankungen bringen Mutter und Großmutter einander näher. Dem Leser wird schnell offensichtlich, dass das schwierige Verhältnis der Generationen auf der - nie ausgesprochenen - Traumatisierung von Irma beruht, die niemandem anvertraute, wie sehr sie als Zwölfjährige unter der Trennung von Eltern und vertrautem Umfeld gelitten hat. Der Roman reiht sich die vielen Neuerscheinungen zum Thema Holocaust und seine Verarbeitung in der dritten Generation ein; wenig beschrieben wurden bislang die Kindertransporte nach England und ihre Auswirkungen auf die Erlebenswelt der Nachkommen. Da der Roman auch unter dem Aspekt von komplizierten Familienkonstellationen gelesen werden kann, ist er breit einsetzbar.

Pauline Lindner

Pauline Lindner

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Das gerettete Kind

Das gerettete Kind

Renate Ahrens
Droemer (2016)

346 S.
fest geb.

MedienNr.: 584452
ISBN 978-3-426-28114-7
9783426281147
ca. 19,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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