Niemandsmeer

Im April 1841 sticht die Rajah mit rund 200 weiblichen Strafgefangenen von England aus in See, auf eine ca. 100-tägige Reise nach Tasmanien, wo die Frauen die Chance auf ein neues Leben haben sollen. Die christlich gesinnte und sozial engagierte Kezia, Tochter aus gutem Hause, möchte diese Frauen auf der beschwerlichen Überfahrt in ihrer Trauer, ihren Ängsten und ihrer Verzweiflung emotional, aber auch in vielen praktischen Belangen stützen und begleiten. Ein Projekt liegt ihr besonders am Herzen: Sie sucht 20 Frauen, die willig und geschickt sind, um eine große Patchwork-Decke anzufertigen. Während dieser Gemeinschaftsarbeit wird erzählt, oft auch derb gestritten, gesungen und gebetet. Wie groß ist das Entsetzen, als eine der Näherinnen grausam verletzt wird und trotz aller ärztlicher Bemühungen stirbt. Gemeinsam mit dem Kapitän, einem ziemlich bigotten Reverend und dem Schiffsarzt beginnt Kezia, die für die Tat in Frage kommenden Frauen zu vernehmen. Dabei muss sie sich als Frau vor allem gegenüber dem Reverend behaupten; der Respekt, den ihr der Arzt und der Kapitän, in den sie sich verliebt, entgegenbringen, ist ihr dabei eine große Hilfe. - Der unter einem Pseudonym schreibenden Autorin ist eine atmosphärisch dichte Geschichte gelungen, die bis auf den Kriminalfall den historischen Fakten entspricht. Inspiriert hat sie vor allem der „Rajah-Quilt“, der in einem australischen Museum tatsächlich zu bestaunen ist. Man mag vielleicht ein wenig Spannung vermissen und auch einige Längen empfinden, dennoch ist dieser Roman toll geschrieben und geschichtlich interessant. Das Schicksal der sozial ausgestoßenen, straffällig gewordenen Frauen sowie das beschwerliche Leben auf See werden aus wechselnden Perspektiven überaus eindrücklich geschildert. Gern empfohlen!