Die Nacht in dir
Lucy, die Ich-Erzählerin in diesem Thriller, flieht vor ihrem gewalttätigen Freund aus New York in das kleine Städtchen Woodstock. Sie freut sich, sofort Anschluss an ein Künstlerpaar, Vera und John, zu finden, das in der Stadt allerdings keinen guten Ruf genießt. Das Paar bittet sie schon bald um Hilfe, denn es ist in Geldnöten und möchte an die Lebensversicherungssumme kommen. John soll also zum Schein sterben, und Vera benötigt sie als Zeugin. Der sorgfältig durchdachte Plan geht gründlich schief, denn John wird tatsächlich in einer Waldhütte ermordet aufgefunden, und Lucy gerät auf Grund ihrer Falschaussage ins Visier der Polizei. Hat ihr Freund, der sie mittlerweile ausfindig gemacht hat, etwas damit zu tun, oder betrügt Vera sie? Und was ist mit den anderen Personen, deren Bekanntschaft sie gemacht hat und die alle ein Geheimnis zu hüten scheinen? - Dieser Roman ist recht ausgeklüngelt und steckt voller unerwarteter Wendungen. Die Figuren bleiben einem jedoch seltsam fremd. So auch Lucy, deren Verhalten oftmals nicht wirklich verständlich wird. Das liegt daran, dass auch sie in ihre eigenen Lügen verstrickt ist. Trotz aller Raffinesse gelingt es der Autorin nicht, wirkliche Spannung aufzubauen, was sicherlich auch an der gewählten Ich-Form liegt, die für einen Thriller m. E. ohnehin nicht so geeignet ist. Insgesamt aber gut lesbare, typisch amerikanische Unterhaltung.
Barbara Nüsgen-Schäfer
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Nacht in dir
Leah Konen ; aus dem amerikanischen Englisch von Kirsten Reimers
Droemer (2020)
365 Seiten
kt.