Möbelhaus
Günter Wallraff hat mit seinen Büchern Praktiken der Arbeitswelt enthüllt, die kein freundliches Bild auf die deutsche Mittelstandsgesellschaft werfen. Nach diesem Vorbild richtet sich auch das Buch "Möbelhaus". Der Autorname Robert Kisch ist ein Pseudonym, die Handlung ist echt. Das unterstreicht der Titel "Ein Tatsachenroman". Da hat ein erfolgsverwöhnter Journalist Job und Lebenserfüllung verloren, später dann auch seine Frau, und muss bei einem bekannten Möbelunternehmen arbeiten: als "Fachkraft für Einrichtungsberatung". Immerhin reicht die "Edelfeder" noch aus, um das Ego des alten Unternehmenschefs, die Buckeleien und Verrenkungen der Mitarbeiter sowie die "Lügen" der Kunden der Lächerlichkeit preiszugeben. Soweit ist das Buch eine Satire mit manchen treffsicheren Szenen. Den Anspruch auf Dokumentarliteratur im Sinne Wallraffs löst das Buch aber nur dann - und zwar selten - ein, wenn der Erzähler über die seelischen Anspannungen seiner Kollegen und sich selbst nachdenkt ("Mein Spiegelbild passt nicht zu meinem Denken"). So bleibt letztlich kein ganz überzeugender Eindruck: interessanter Lesestoff aus den Arbeitshallen der Konsumgesellschaft, aber ansonsten eine "rasende Reportage", die sich im Dunstkreis vieler Klischees verliert. Authentisch klingt das nicht. Nur für größere Bestände.
Michael Braun
rezensiert für den Borromäusverein.
Möbelhaus
Robert Kisch
Droemer (2015)
314 S.
kt.