... wenn nichts bleibt wie es war
Rainer Bucher, Professor an der katholischen Fakultät in Graz, hat in den letzten Jahren viele wichtige Bücher über den Zustand der Kirche, über Priester, über Frauen, über das Konzil, über den Religionsunterricht, über Pastoral, auch über
"Hitlers Theologie" geschrieben, die weithin wegen ihrer klaren Darstellung und ihres entschiedenen Reformwillens Anerkennung gefunden haben. In seiner jüngsten Veröffentlichung, die im Blick auf das vor 50 Jahren einberufene Konzil erscheint, sammelt er den Ertrag seiner früheren Forschungen und gibt einen Überblick über die prekäre Situation der katholischen Kirche. Er beschreibt viele kirchlichen Gegebenheiten, die nicht mehr in die Zeit passen, ohne sich anzumaßen, zu wissen, wie die Zukunft aussehen wird. Gefährlich erscheinen ihm in einer Welt, in der sich alles "verflüssigt", u.a. vier kirchlich fixierte Dualismen, denen er in der heutigen Lebenswelt keine Chance mehr gibt: den Dualismus (1) von Priestern und Laien, (2) von hauptamtlichen und Ehrenamtlichen, (3) von Dazugehörigen und Außenstehenden und (4) von Männern und Frauen. Vor allem plädiert er dafür, das Zweite Vatikanische Konzil ernst zu nehmen, das viel mehr ist als ein Konzil nur zur Reform der Kirche. Es ist für ihn vielmehr der Ort, der der Kirche im Vertrauen auf ihre prophetische Kraft die Kompetenz zuschreibt, das Gottesgeheimnis in unserer Welt zu entdecken und zu bezeugen. Das informative und engagierte Buch dürfte wohl auf kirchlichen Widerspruch stoßen, weil es vieles fordert, das von manchen kirchlichen Stellen bis heute ignoriert oder abgelehnt wird. Zu einer Diskussion ist es allemal empfehlenswert.
Werner Trutwin
rezensiert für den Borromäusverein.

... wenn nichts bleibt wie es war
Rainer Bucher
Echter (2012)
237 S.
kt.