Blackbox Bundeswehr
Wenn ein Passagierflugzeug verunglückt, liefert die Blackbox den Ermittlern eine Vielzahl technischer und physikalischer Daten der Minuten vor dem Crash. Diesen Vergleich wählt der ehemalige Berufssoldat Achim Wohlgetan für seine umfassende Bestandsaufnahme der Bundewehr. Er findet eine Vielzahl an Systemfehlern. Die konkreten Beispiele aus den Bereichen Material und Waffensysteme, Personalpolitik, Führung und Organisation belegen dysfunktionale Strukturen und eklatante Fehlentscheidungen in Reihe. In der Summe ein niederschmetterndes Bild zum Zustand der deutschen Streitkräfte. Der Autor ist weder Schwarzseher noch Querulant. Seine soldatische Laufbahn, die Vertrautheit mit den Mechanismen der Truppe und seine stets spürbare Verbundenheit mit den aktiven Soldaten machen ihn zu einem ernstzunehmenden Warner. Das Buch ist gut strukturiert, der Stil angenehm, die Sprache kristallklar. Auch der ungediente Leser kann den detaillierten Schilderungen jederzeit folgen. Ein wesentliches Fazit: Das Sondervermögen von 100 Mrd. Euro entpuppt sich eher als Fluch denn Segen. Zu wenig für zu viele Baustellen und einer ineffizienten Bürokratie hastig hingeworfen. Der Autor vermerkt bitter, Deutschland organisiere die Verteidigung der Ukraine besser als die eigene. - Für alle Bestände empfohlen.
Werner Wagner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Blackbox Bundeswehr
Achim Wohlgethan und Martin Specht
Econ (2023)
317 Seiten
kt.