Blown away
11 Jahre alt ist Aura, als ihre Mutter bei einem Autounfall stirbt. Der Vater überlebt, zieht sich aber, von Trauer und Schuldgefühlen getrieben, in sich selbst zurück. Einzig die Großeltern können die völlige Verwahrlosung des Kindes verhindern, eine Hilfe sind sie für das hochintelligente Mädchen, das in der Schule gemobbt wird, dennoch nicht. Auch Lehrer und Mitschüler schauen weg. Auras letzter Ausweg ist Rache, die Tötung der Lieblingskatze ihres schlimmsten Quälgeistes. Ihre selbstgewählte Isolation hat ein Ende, als sie mit 17 Henri auf einer Lesung über das Leben der RAF-Terroristin Ulrike Meinhof trifft. Deren Schicksal verbindet die beiden zu einer ungleichen Liaison, bei der Aura von dem älteren Mann als Versuchskaninchen missbraucht wird, einzig mit dem Ziel zu töten. - Seit dem Anschlag von Norwegen stellt sich wieder einmal die Frage, wozu Menschen fähig sind, wozu sie getrieben werden können. Die finnische Autorin und Journalistin vermag aufzuzeigen, wie aus Opfern Täter werden können, wenn man sie nur geschickt lenkt. Aus verschiedenen Perspektiven - Vater, Großeltern, Lehrer, der Geliebte - entsteht das Bild einer gequälten, einsamen Seele, die zum Äußersten bereit ist. Beängstigend, eindrucksvoll, glaubwürdig und erschreckend aktuell!
Beate Mainka
rezensiert für den Borromäusverein.
Blown away
Terhi Rannela
Kosmos (2011)
21st century thrill
256 S.
kt.