State of terror
England der Gegenwart, Schauplatz London: Aus Angst vor Terrorismus wird ein engmaschiges staatliches Kontrollsystem entwickelt, dem vor allem Jugendliche ausgesetzt sind. Das Programm reicht von Ausgehverboten über Pillen für Wohlverhalten bis zu verbotenen Büchern und "bereinigten" Medien. Auch öffentliche Hinrichtungen dienen dem Erhalt der Angepasstheit; sehr schnell landet man im Umerziehungsheim, dessen Methoden nicht zimperlich sind. Hier wächst Ben mutterlos als Sohn eines eher oppositionell eingestellten Buchhändlers auf. Thema ist sein Weg zur eigenen Identität zwischen Loyalität gegenüber der Staatsdoktrin und rebellischer Individualität. Bedenkenswert und durch die Jugendkrawalle in England bes. aktuell ist auch die Frage nach dem Handlungsspielraum des Rechtsstaats und der Macht der Medien, bes. des geschriebenen Wortes, doch hätte dem Buch eine inhaltliche Straffung und konsistente Gestaltung der Handlungsstränge und Charaktere gut getan. Zudem bezieht sich der Autor allzu überambitioniert auf Klassiker wie "1984", "Der Fänger im Roggen" oder andere berühmte Jugendklassiker - leider ohne Konsequenz für die eigene Klasse! Fazit: Durchaus Diskussionspotenzial durch thematische Aktualität, aber Mängel in der Ausführung. Ab 14 eingeschränkt empfohlen.
Birgit Karnbach
rezensiert für den Borromäusverein.
State of terror
Sam Mills
Kosmos (2011)
21st century thrill
345 S.
kt.