Der Junge, der mit dem Herzen sah
Der 9-jährige Milo kümmert sich liebevoll und gewissenhaft um seine Urgroßmutter. Die Greisin lebt bei ihm und seiner Mutter Sandy, doch seit der Vater die Familie verlassen hat, fühlt Sandy sich regelmäßig überfordert. Als die alte Frau ein Feuer verursacht, muss sie in ein Heim. Milo ist sehr unglücklich darüber, und die Zustände im Heim "Vergissmeinnicht" sind nur auf den ersten Blick zufriedenstellend. Milo, der unter einer Augenkrankheit leidet, die seinen Sehbereich stark einschränkt, hat besonders scharfe Sinne entwickelt und sieht viele Dinge anders und genauer als andere Menschen. Mithilfe von Tripi, dem syrischen Koch im Heim und Al, einem Undercover-Agenten, will er die unwürdigen Zustände im Heim entlarven und seine Urgroßmutter wieder nach Hause holen. - Die sentimental und naiv erzählte Geschichte bedient viele gängige Klischees, ohne in tiefere Schichten vorzudringen. Die Figur des neunjährigen Milo ist äußerst unglaubwürdig und die ganze Geschichte vorhersehbar und einfach gestrickt. Die Lobeshymnen auf dem Buchumschlag, dessen Cover zusammen mit dem Titel offenbar an den Kleinen Prinzen erinnern soll, wirken da doch reichlich übertrieben. Als einfaches Lesefutter dennoch möglich. (Übers.: Wibke Kuhn)
Ulrike Braeckevelt
rezensiert für den Borromäusverein.
Der Junge, der mit dem Herzen sah
Virginia Macgregor
Manhattan (2015)
413 S. : Ill.
kt.