Tödliches Paradies

Das spurlose Verschwinden von Michael Rockefeller, des Sprosses einer der einflussreichsten Familien der USA, zählt zu den großen Geheimnissen der Zeitgeschichte. Rockefeller war 1961 von einer Reise ins entlegene Niederländisch-Neuguinea nicht Tödliches Paradies zurückgekehrt. Seither existierten Gerüchte, dass Kannibalen den Hobby-Ethnologen und Aufkäufer von kultischen Gegenständen getötet und aufgegessen hätten. Der Journalist Carl Hoffman beschreibt seinen Versuch, die über ein halbes Jahrhundert zurückliegenden Ereignisse zu rekonstruieren. Er bereist die indonesische Inselwelt, sucht nach Zeitzeugen der Ereignisse, spricht mit noch lebenden Kirchenvertretern und Beamten der holländischen Verwaltung. Sein Bericht besteht abwechselnd aus ebenso stimmungsvollen wie faktenreichen Schilderungen sowie aus halb-fiktionalen Passagen, in denen er sich einigen Angehörigen des Volkes der Asmat nähert. Er erkennt, dass die Asmat, die lange Zeit ritualisierte Kriege geführt und dabei Kopfjagden veranstaltet hatten, Anfang der 60er Jahre von den Kolonialherren unter Druck gesetzt wurden. Sie sollten den alten Ritualen abschwören. Allerdings gab es unter den Männern der verfeindeten Dörfer noch mehrere offene Rechnungen. - Beinahe wie in einem Abenteuerroman gestaltet Carl Hoffman einen großen Spannungsbogen. Tatsächlich aber hinterfragt er zunehmend seinen westlichen Blick, reflektiert über Themen wie Überheblichkeit und erzählt eine Geschichte über das Verstehen-Wollen. - Für ausgebaute Bestände möglich.

Thomas Völkner

Thomas Völkner

rezensiert für den Borromäusverein.

Tödliches Paradies

Tödliches Paradies

Carl Hoffman
btb (2014)

413 S. : Ill.
fest geb.

MedienNr.: 578517
ISBN 978-3-442-75404-5
9783442754045
ca. 19,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Er
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