Der Sommer, in dem meine Mutter zum Mond fliegen wollte

Der mehrfach preisgekrönte norwegische Autor erzählt in seinem Roman zwei scheinbar völlig voneinander isolierte Geschichten. Chris und Frank, die Protagonisten beider Erzählstränge, sind lediglich an der Gelenkstelle des dreiteiligen Romans in einen folgenschweren Unfall verwickelt. Chris blickt als älterer Mann auf zwei prägende Episoden seines Lebens zurück. Zunächst vergegenwärtigt er sich den Feriensommer des Jahres 1969, den der Pubertierende auf einer kleinen Insel vor Oslo zusammen mit seiner Mutter verbringt. In diesen Wochen wird er sich schmerzlich seiner eigenen Unzulänglichkeiten bewusst. In der zweiten Episode begibt er sich - mittlerweile 60-jährig - nach einem missratenen Leben in eine Nervenheilanstalt bei Baltimore. Dass er am Ende wieder mit der Liebe seines Lebens zusammentrifft, verleiht der melancholischen Geschichte einen nicht wirklich versöhnlichen Ausklang, scheint vielmehr erst recht die Absurdität seiner Existenz zu beweisen. Diese beiden Episoden umrahmen die höchst skurrile, verzweifelt makabre Geschichte von Frank, dem berufsmäßigen "Übermittler" von Unglücksbotschaften. So wenig die beiden Erzählstränge auf der Inhaltsebene miteinander zu tun zu haben scheinen, so intensiv und raffiniert werden sie durch verschiedene gemeinsame Motive und Konstellationen miteinander verbunden. Das problematische Vater-Sohn-Verhältnis, der Mutter-Sohn-Konflikt, das Scheitern von Liebesbeziehungen und Freundschaften werden in beiden Erzählsträngen auf sehr ähnliche Weise zum Thema. Und beide Helden in diesem packenden, existenziell sehr berührenden, aber dennoch oft geradezu verzweifelt komisch erzählten Roman sind zutiefst mit ihrem Leben Hadernde. Sehr empfehlenswert!