Ist der Schwede ein Mensch?

Die im Titel gestellte Frage bezieht sich auf eine Veröffentlichung aus dem Jahre 1946, in der die Schweden als gefühlskalte, egoistische Kinderhasser charakterisiert wurden. Die schwedischen Autoren des vorliegenden Buches betrachten tatsächlich Ist der Schwede ein Mensch? ihr Volk, dem gemeinhin ein Hang zum Kollektivismus zugeschrieben wird, als das allerindividualistischste auf der Erde. Sie vertreten die These, dass das "schwedische Modell" das Ergebnis einer gesellschaftlichen Übereinkunft mit dem Ziel sei, den Bürgern durch die Allianz mit dem Staat maximale Freiheit (vor allem von der Familie) zu bieten. Danach bedeutet Schwedischsein, auf Kosten von Gemeinschaft, Intimität und traditionellen Verpflichtungen nach Selbstständigkeit, Freiheit und Selbstverwirklichung zu streben. Zunächst wird das schwedische Selbstbild in seinem kulturellen Hintergrund seit dem 19. Jahrhundert dargestellt, dann die literarische Auseinandersetzung um die "richtigen" Werte und schließlich die Realisierung des sozialdemokratischen Wohlfahrtsstaates. Das Schlusskapitel wirft einen zuversichtlichen Blick auf die Zukunft des Sozialstaates vor dem Hintergrund der Globalisierung und der veränderten gesellschaftlichen Bedingungen. - Diese breit angelegte Studie erschien in Schweden erstmals 2006 und liegt in einer aktualisierten und ergänzten Ausgabe nun auch auf Deutsch vor. Sie wurde von schwedischen Historikern für ein schwedisches Publikum geschrieben, sie braucht geduldige Leser und eignet sich aus diesen Gründen eher für ausgebaute Bestände.

Johann Book

Johann Book

rezensiert für den Borromäusverein.

Ist der Schwede ein Mensch?

Ist der Schwede ein Mensch?

Henrik Berggren und Lars Trägårdh
btb (2016)

553 S. : Ill.
fest geb.

MedienNr.: 585250
ISBN 978-3-442-75470-0
9783442754700
ca. 24,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ge
Diesen Titel bei der ekz kaufen.