Brosamen für den blauen Vogel
Die niederländische Schriftstellerin Olga Majeau spürt ihren Vorfahren aus verschiedenen Nationen nach, von denen sie besonders ihr Urgroßvater Arpad Eperjesy, ein vielsprachiger ungarischer Diplomat, interessiert. Bettina von Arnim wird lediglich als Stamm-Mutter der Familie erwähnt. Im Verlauf der Recherche wird das Schicksal adeliger, auch bürgerlicher Kreise in den Wirren der z.T. revolutionären Geschichte Mitteleuropas plastisch erfahren, so etwa der Verlust eines Schlosses in Südtirol oder die Verbannung des adeligen Arpad in ein ungarisches Dorf durch die Kommunisten. Eine Rolle spielt auch ein Lenbach-Gemälde, an dem Schicksalsstationen der Familie zu erfahren sind. Die historischen Fakten werden von der Schilderung der Eindrücke und Gefühle und Mutmaßungen der recherchierenden Autorin gleichsam ummantelt, was vielleicht nicht jedermanns Geschmack sein dürfte, dem Buch aber einen persönlichen Charakter verleiht. Viele Fotos holen die ferne Zeit ins Heute. Ein Stammbaum der international verzweigten Familie hilft bei der Orientierung.
Bernhard Grabmeyer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Brosamen für den blauen Vogel
Olga Majeau
btb (2016)
415 S, [16]. : Ill.
fest geb.