How to be an antiracist

Alle Menschen sind Individuen und nicht Angehörige einer Gruppe, der man aufgrund ihrer Hautfarbe oder Herkunft bestimmte Eigenschaften zuschreibt, so lautet das Credo des jungen, schwarzen US-Historikers Ibram X. Kendi. Ungleichheit ist immer eine Folge der bestehenden politischen, sozialen und wirtschaftlichen Gegebenheiten. Eine auf Assimilation oder Beseitigung sozialer Diskriminierung und Benachteiligung abzielende Politik ist für ihn genauso rassistisch wie eine auf Abgrenzung setzende Politik. Folglich gibt es für Kendi nur Rassisten und Antirassisten, ein Dazwischen ist nicht möglich. Das Buch, das auch in der deutschen Übersetzung, die sprachlich wegen vieler Anglizismen und dem Bemühen, stets politisch korrekt zu formulieren, nicht immer einfach zu lesen ist, den englischen Originaltitel trägt, war im Sommer 2020 in den USA im Gefolge der "Black Lives Matter"-Bewegung ein Bestseller. Inhaltlich ist es eine Mischung zwischen der autobiografischen Schilderung des Werdegangs des Autors hin zu einem Antirassisten und einem Sachbuch, das viele Fakten zum gegenwärtigen US-amerikanischen Rassismus bietet, aus denen der Autor definitorisch seine teils radikalen, aber auch zum Nachdenken und zur Selbstreflexion anregenden Ansichten ableitet. Eine Leserin oder ein Leser in unserem Land muss bei der Lektüre historische Unterschiede zu der Situation in den Vereinigten Staaten mitbedenken. Zudem wird man dem Autor nicht folgen wollen, wenn er zum Schluss die Rassismus-Problematik als ein mit rabiaten Mitteln zu bekämpfendes Krebsgeschwür im fortgeschrittenen Stadium vergleicht, da hier unterschwellig einem Überwachungsstaat das Wort geredet wird. Mithin ein Sachbuch für kritische Leser/-innen in ausgebauten Beständen.