Unsichtbare Jahre

Im Vorwort widmet sich der Autor der Geschichte und Situation der Juden in den Niederlanden, wo es zwar auch antisemitische Strömungen gab, die jedoch zum einen gleichzusetzen waren mit den Spannungen zwischen Katholiken und Protestanten und zum anderen nicht durch soziale Konflikte genährt wurden, denn "die Niederlande waren ein provinzielles, stabiles und vor allem ruhiges Land". Wie sich diese großteils sorgenfreien Verhältnisse ab dem Mai 1940 (deutsche Besetzung) ins bedrohliche, ja todbringende Gegenteil verkehrten, zeigen die von Daphne Geismar, Enkelin eines Holocaust-Opfers, zusammengetragenen Aussagen von Familienmitgliedern, Dokumente, Tagebucheinträge, Briefe sowie Berichte und Hinweise von Helfern und Untergetauchten. Die Ereignisse betreffen drei Familien, in denen neun Mitglieder - Chaim und Fifi De Zoete, ihre Töchter Mirjam, Judith und Hadassah; David Geismar und sein Vater Erwin; Nathan Cohen; Zigi Mandel - ihre persönlichen Erinnerungen und Erfahrungen darlegen, untermauert durch altes Bildmaterial. Alle führten vor 1940 ein privilegiertes assimiliertes Leben, waren nicht besonders religiös, aber stolz auf ihr jüdisches Erbe und engagierten sich in der Hilfe für deutsche Flüchtlingskinder. Ab 1942 jedoch mussten sie voneinander getrennt selbst untertauchen, immer wieder die Verstecke wechseln, lebten in ständiger Angst vor Entdeckung, erfuhren Hilfsbereitschaft, aber auch Ausbeutung, Verrat und Missbrauch. Diese bewegenden Aussagen gehen über in die Zeit nach 1945, in der die Ermordung vieler Familienmitglieder verarbeitet werden muss, in der das Überleben "gefeiert" wird und in der die Grundlagen für ein neues Leben (für alle zuerst einmal in Israel) gelegt werden. - Empfehlenswert für alle Büchereien!