Die Zimtläden
Ende 1933 werden in Polen brillant geschriebene phantastische Erzählungen kontrovers diskutiert, in denen sich der polnisch-jüdische Autor Bruno Schulz (1892-1942) mit Begebenheiten aus seiner Kindheit auseinandersetzt. Als Sohn eines Tuchhändlers in einer als langweilig empfundenen galizischen Kleinstadt aufgewachsen, entflieht der Junge in eine selbst geschaffene Phantasiewelt. Aus den Dielen der Salons wachsen filigrane Pflanzen, die Tapetenmuster flüstern miteinander und an den Zimmerdecken blühen Blumen. Inmitten dieses wundersamen Interieurs agiert sein von Fragen nach dem Lebenssinn besessener Vater, der auf dem Dachboden exotische Vögel züchtet, den Kampf mit Kakerlaken und anderem Kleingetier aufnimmt, um schließlich schrumpfend "wie eine Nuss" aus dem Alltag der Familie zu entschwinden. - Obwohl jedes der erinnerten Ereignisse einen in sich geschlossenen Prosatext darstellt, ergeben die zauberhaften Miniaturen, die wohlwollend-ironischen Porträts sowie die bizarren Verwandlungsgeschichten in ihrer Gesamtheit einen autobiographischen Roman, der sich durch eine außergewöhnliche Sprachkunst auszeichnet. Die vorliegende Neuübersetzung wird der Originalität der aus adjektivreichen Satzgeflechten bestehenden Erzählungen gerecht und trägt ihrerseits dazu bei, dass das mit Illustrationen des Autors versehene Buch als literarische Kostbarkeit empfohlen werden kann. (Übers.: Doreen Daume)
Kirsten Sturm
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die Zimtläden
Bruno Schulz
Hanser (2008)
229 S. : Ill.
fest geb.