Nach dem Schlußakkord
Alfred Brendel, diese großartige, global anerkannte Interpreten-Persönlichkeit oder (wie er selbst sich ironisch ausdrückte) "Alterspräsident des internationalen Hochpianistenwesens", gab vor eineinhalb Jahren sein Abschiedskonzert in Wien - und
begründete in seiner beispiellosen, etwa 50-jährigen Karriere einen Mythos, der eben nicht nur auf seiner Rolle als "adliger Tastenlöwe" basiert, sondern auf seiner "Vielsaitigkeit"... Wer wusste schon, dass er ein Filmfreak (Bunuel, Sora, Chaplin), ein Raritätenleser (Stendhal), ein intellektueller Perfektionist, ein skurriler Lyriker schlafloser Stunden, ein geistreicher Ästhet ist? Gefürchtet, wahrlich, auch für seine unerbittliche Werk- und Prinzipientreue und für seinen autoritativen Umgang mit einem hustenden Publikum... Peter Hamm, sein "Kritiker-Laudator" hat ein Büchlein vorgelegt (klein aber fein), das eine ganze Reihe von Selbst-Zeugnissen aus letzter Hand sammelt: Erinnerungen und Gedanken, Selbstgespräche, Interviews, eigene Gedichte und, besonders amüsant, drei Fragebögen. - Für alle Bestände.
Harald Grimm
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Nach dem Schlußakkord
Alfred Brendel. [Die Zeit: Interview (Christof Siemes und Claus Spahn, 2008)]
Hanser (2010)
108 S. : Ill.
fest geb.