Garmans Straße
Roy aus der vierten Klasse ist ein echter Angeber und hat in Garmans Straße das Sagen. Hier lebt auch der Briefmarkenmann, der früher einmal Postbote war, ganz allein und mit dem Ruf eines kauzigen Alten. Eines Tages traut Garman sich in den verwunschenen
Garten des Alten, um einige seltene Pflanzen für sein Herbarium zu pflücken. Dabei erwischt ihn Roy und stiftet ihn dazu an, Feuer zu legen. Doch der Briefmarkenmann ist nicht nachtragend und zwischen den beiden entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft, in der jeder den anderen so nimmt, wie er ist. - Die Darstellung skurriler, schräger Typen ist offenbar eine besondere Spezialität Stian Holes, denn wie in dessen erster Geschichte "Garmans Sommer" sind es die Alten, die Außenseiter der Gesellschaft, die die Handlung vorantreiben und wahre Größe zeigen. Und die Kinder kapieren das am schnellsten und überwinden so die Barrieren. Holes eigenwilliger Illustrationsstil, seine Mischung aus verfremdeter Fotografie und akribisch genauer Zeichnung voller Anlehnungen, unterstreicht die für ein Bilderbuch ungewöhnliche Geschichte. - Keine leichte Lektüre, die sich dem aufmerksamen Betrachter erst allmählich erschließt, ihn dann aber mit einem hinreißenden Leseerlebnis belohnt.
Beate Mainka
rezensiert für den Borromäusverein.

Garmans Straße
Stian Hole
Hanser (2011)
[22] Bl. : überw. Ill. (farb.)
fest geb.
Borromäus-Altersempfehlung: ab 5