Alles Zirkus

Eigentlich könnte der etwa 50-jährige Walter Tomm zufrieden sein. Als Kreativdirektor einer Werbefirma verdient er gutes Geld, das ihm und seiner Ehefrau Trixi ein sorgenfreies Leben ermöglicht. Dennoch wird er von Ängsten und Zweifeln bedrängt. Alles Zirkus Sind die sich 2008 häufenden Auftragsstornierungen Vorboten einer Weltwirtschaftskrise? Ist es nicht höchste Zeit, "mit Distanz aufs eigene Dasein zu sehen" und sich die "Sinnlosigkeit" des beruflichen Rotierens bewusst zu machen? Da es die als freischaffende Filmemacherin tätige Trixi leid ist, täglich aufs neue mit Pessimismus konfrontiert zu werden, weicht sie Walters Tiraden aus und widmet sich ihrer Recherchearbeit. Dass ihn quälende Albträume heimsuchen, in denen er als tragisch-komischer Clown auftritt, bleibt ihr somit verborgen. Vor allem durch die Darstellung der kursiv gedruckten Traumwelt gelingt es dem Autor Lars Brandt (Jahrgang 1951), die psychische Situation seines Protagonisten zu verdeutlichen. Weniger überzeugend wirken die mit dem Fremdenlegionär René Schach verbundenen Episoden, die den Roman inhaltlich nicht bereichern und eher überflüssig sind. Obwohl darüber hinaus auch stilistische Schwächen auffallen, sollte die filmisch erzählte, dem Thema Lebenskrise gewidmete Prosa dennoch nicht unbeachtet bleiben.

Kirsten Sturm

Kirsten Sturm

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Alles Zirkus

Alles Zirkus

Lars Brandt
Hanser (2012)

219 S.
fest geb.

MedienNr.: 359404
ISBN 978-3-446-23850-3
9783446238503
ca. 18,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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