Idyllen in der Halbnatur

Wilhelm Genazino (*1943) gehört zu den bedeutendsten deutschsprachigen Schriftstellern seiner Generation. Für sein Gesamtwerk wurde er auch bereits mit den wichtigsten deutschen Literaturpreisen ausgezeichnet (u.a. dem Georg-Büchner-Preis). In einer Idyllen in der Halbnatur Reihe von Essays gibt er in diesem Band Auskunft über einige biografische Ereignisse und Begegnungen, die sein Schreiben maßgeblich beeinflusst haben. "Die Eltern sind zwei Leute, die wir kaum kennen." Auch stellt er Schriftsteller vor, deren Werke ihm wiederum immer als Orientierung für sein Schreiben dienen: Heinrich von Kleist, Franz Kafka, Robert Walser, aber auch Siegmund Freud und Theodor W. Adorno. Die Protagonisten seiner Romane sind nie die Sieger und Erfolgreichen im Kampf um Anerkennung, sondern immer die Verlierer, Randpersonen, die "Opfer von Kränkungen". In der sensiblen Beschreibung ihrer Seelenlagen, ihrer Enttäuschungen und kleinen Alltagsutopien ist Genazino unter den zeitgenössischen Schriftstellern vielleicht einzigartig. Typisch für ihn sind in diesem Band etwa seine Plädoyers für die Langeweile und den Tagtraum als Grundlage für künstlerisches Arbeiten. Und dann ist der Autor auch wegen seiner detailgenauen Gemälde- und Fotobeschreibungen bekannt für die in diesem Band beispielsweise Giorgio Morandi, Georges Seurat und Francis Bacon stehen. - Wer die Romane von Genazino schätzt, wird auch diese Essays mit großem Gewinn lesen.

Carl Wilhelm Macke

Carl Wilhelm Macke

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Idyllen in der Halbnatur

Idyllen in der Halbnatur

Wilhelm Genazino
Hanser (2012)

235 S.
fest geb.

MedienNr.: 364301
ISBN 978-3-446-23977-7
9783446239777
ca. 18,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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