Schalom

Nechama hat in Nazi-Deutschland Schreckliches erlebt und wurde von Menachem gerettet. In Israel gründeten sie eine Familie und lebten in großer Zuneigung zueinander. Einer der Söhne heiratete eine Deutsche und wurde daraufhin vom Vater verstoßen. Schalom Nun ist Nechama alt, ihr Mann tot und die Welt wird immer schneller und komplizierter. Eines Tages steht Gil vor der Tür, der Sohn der Deutschen. Er leistet in einem israelischen Altersheim seinen Zivildienst. Als bei einem schweren Busunglück ein Toter unidentifiziert bleibt, breitet sich in der Familie Angst aus, denn Gil ist unauffindbar. Die Sorgen um Sohn bzw. Enkel sind die Brücke für die Versöhnung. - Der Autor gewährt einen tiefen und bewegenden Blick in die israelische Seele des 21. Jahrhunderts. Jeden Tag müssen Eltern junger Menschen um ihre Kinder fürchten, könnten sie doch als Soldaten einem Anschlag zum Opfer fallen. Die Alten leben in Nebenwelten, die manchmal realer sind als die Wirklichkeit. Und bis "ins dritte Glied" belastet die gemeinsame Vergangenheit das Verhältnis von Juden und Deutschen. Langsam mäandernd wird das Lebensgefühl vor den Leserinnen und Lesern ausgebreitet; manche Erzählstränge werden nicht zu Ende geführt, vieles bleibt unausgesprochen, wirkt aber durch die zurückhaltende Darstellung trotzdem. - Das leise Buch verlangt durchhaltewillige Leser/-innen. Eher ab mittleren Beständen.

Astrid Frey

Astrid Frey

rezensiert für den Borromäusverein.

Schalom

Schalom

Avram Kantor
Hanser (2012)

237 S.
fest geb.

MedienNr.: 364324
ISBN 978-3-446-24014-8
9783446240148
ca. 15,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: J
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