Der letzte Mohikaner
James Fenimore Cooper (1789-1851) war mit seinen Lederstrumpf-Romanen der erste große amerikanische Romancier, der in aller Welt viel gelesen wurde und manche Nachfolger für Indianergeschichten fand (etwa bei uns Fr. Gerstäcker oder Karl May). Doch der heutige Leser, der sich vielleicht an die kindgemäß gekürzten Ausgaben von dessen großen Indianererzählungen erinnert, wird mit der neuen und vollständigen Übersetzung des "letzten Mohikaners" (mit Anmerkungen und einem kundigen Nachwort) von Karen Lauer seine Schwierigkeiten haben, denn die breiten Schilderungen der nordamerikanischen Landschaft und die genauen Dialoge und Monologe der handelnden Figuren ist man heute nicht mehr gewohnt. Wer sich aber durch die eingehenden Schilderungen von Spurensuchern und blutigen Kampfszenen (und Andeutungen von rassistischen Denkweisen des Kundschafters mit seinem andauernden Pochen auf sein unvermischtes weißes Blut) nicht abstoßen lässt, bekommt in diesem glänzend erzählten (und übersetzten) 500-Seiten-Klassiker eine kritische Sicht geboten von den blutigen Problemen beim Kampf um die Einführung der "Zivilisation" in den europäischen Kolonien. Für Büchereien als ergiebiges Lesefutter sehr empfohlen.
Georg Bergmeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Der letzte Mohikaner
James Fenimore Cooper. Hrsg. und übers. von Karen Lauer
Hanser (2013)
654 S. : Kt.
fest geb.