Ziemlich verletzlich, ziemlich stark
Drei Menschen mit unterschiedlichem Background und Motivationen beschreiben ihre Vision von einer Gesellschaft, in der nicht mehr Leistung, Effizienz und Rentabilität allein prägend sind, sondern Solidarität - insbesondere mit den Versehrten, mit den Menschen, denen wir alle in der Regel Berührungsängste und Ablehnung entgegenbringen. Der aus seinem Buch und dem gleichnamigen Film "Ziemlich beste Freunde" weltberühmte Pozzo di Borgo musste auf die bitterste Weise lernen, dass sein Leben auf der Überholspur zum Totalschaden führte - und erst dann die Frage nach dem Sinn des Lebens und dem Wert des Menschen für ihn existentielle Bedeutung erlangte. Jean Vanier gründete 1964 das erste Arche-Haus, eine Lebensgemeinschaft von geistig behinderten Menschen und ihren Betreuern, die auf wechselseitigen Beziehungen und gegenseitigem Respekt beruhen. Laurent de Cherisey gründete den Verein Simon de Cyrene, der Lebensgemeinschaften mit hirngeschädigten Menschen insbesondere in der Stadt ermöglicht. Wir alle sind aufgefordert, dem verlogenen Ideal von Perfektion und Unverwundbarkeit ein verletzliches, zugewandtes menschliches Antlitz entgegenzusetzen, im Anerkennen der Unvollkommenheit beim Gegenüber auch die eigenen Ängste und Schwächen zuzulassen. Mit Adressen und Anregungen für Menschen, die sich engagieren wollen. - Breit einsetzbar, überall empfohlen!
Elisabeth Bachthaler
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Ziemlich verletzlich, ziemlich stark
Philippe Pozzo di Borgo ; Jean Vanier ; Laurent de Cherisey
Hanser Berlin (2012)
111 S.
fest geb.