Der letzte Schrei
Mark (44) und Paulina stehen an einem Bahnsteig und warten auf den verspäteten Zug. Sie arbeiten in wechselnder Innen- und Außensicht ihre Beziehung auf und es kommt zu einer Rückbetrachtung seiner vielen flüchtigen außerehelichen Abenteuer. Schließlich lernt Mark in der U-Bahn die 22-jährige Emily kennen, mit der er eine intensivere Verbindung eingeht. Dies ist die längste der rund ein Dutzend Erzählungen, die dem Band auch den Titel gab. Weitere Geschichten erzählen von einem Treffen zwischen Ihm und Ihr und ihren Gedanken über die künftigen Jahre der noch nicht existierenden Beziehung, von einem Jungen mit namenlosem Hund und getrennten Eltern, von Erlebnissen einer Soldatin im Einsatz und wie sie damit zurechtkommt. - Kennedy erzählt mit sparsamer Sprache über komplizierte Beziehungen, die von Sprachlosigkeit in heutigen Alltagssituationen geprägt werden. Dabei herrschen innere Monologe und häufiger Wechsel der Erzählperspektive vor, die einen tiefen Einblick in das illusionslose Denken und die Gefühle der Figuren erlauben. - Wer die kleinen Formen liebt, ist hier sehr gut aufgehoben - allen Büchereien empfohlen. (Übers.: Ingo Herzke)
Wilfried Funke
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Der letzte Schrei
A. L. Kennedy
Hanser (2015)
200 S.
fest geb.