Die Mantel-und-Degen-Version
Ungarn, 17. Jahrhundert, das von Türken beherrschte Buda in der Zeit der Rückeroberung: Pál Nyáry ist mit einer Kutsche unterwegs, in einer zwielichtigen Rolle als "Vertrauter, Spitzel und Diplomat". Aber man läse nicht ein Buch von Esterházy, würde man hier dem Plot eines historischen Romans auf den Leim gehen. Mit subtilem Humor spielt der Autor die Register des historischen Erzählens durch: "Schlacht, König, Ross, Deibel, Engel, Leben". Und jongliert munter zwischen Vergangenheit und aktueller Gegenwart, spricht über Autorenkollegen, Literatur der Gegenwart und Filme. So kann der Leser zwei Romane lesen, einen burlesken Geschichtsroman im Haupttext und einen postmodernen Kommentar in den Fußnoten. Alles gemäß seiner Devise: "Die Literatur ist kein Haustier, sie ist nicht gezähmt." Das macht die Lektüre nicht einfach, aber herausfordernd. Die nicht-lineare, eigenwillige Handlungsfolge kann manchmal irritierend wirken. Ein kluges Buch, für anspruchsvolle Leser. (Übers.: Heike Flemming)
Michael Braun
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Mantel-und-Degen-Version
Peter Esterhazy
Hanser Berlin (2015)
237 S.
fest geb.