Zwischen mir und der Welt
Dieser fiktive Brief des preisgekrönten US-Journalisten an seinen Sohn stand wochenlang auf Platz 1 der New-York-Times-Bestsellerliste. Nicht ohne Grund, stellt er doch den Gründungsmythos des "weißen Amerika" radikal in Frage und thematisiert in einem ebenso leidenschaftlichen wie rhetorisch glänzend verfassten Manifest ein bis heute schwärendes fundamentales Trauma, nämlich den Rassismus der US-amerikanischen Gesellschaft: "Amerikaner glauben an Rasse als fest umrissenes naturgegebenes Merkmal unserer Welt" (S. 14). Nicht nur habe sich die Vorherrschaft der Weißen etabliert durch "die Plünderung von Leben, Freiheit, Arbeitskraft und Land; durch das Auspeitschen von Rücken, das Anketten von Gliedmaßen, das Erdrosseln der Andersdenkenden, die Zerstörung von Familien, die Vergewaltigung von Müttern ..." (S. 15). Vielmehr sei der Rassismus in vielen Formen "wahrscheinlich bis ans Ende unserer Tage" (S.112) spürbar. Der Autor meint dies nicht nur im metaphorischen Sinne, sondern durchaus wörtlich, z.B. in Bezug auf die exzessive, und selten geahndete Polizeigewalt und parteiische Justizwillkür oder viele andere Bereiche der amerikanischen Politik, was ihn wie die Gesamtheit der farbigen Bevölkerung in Angst und ohnmächtige Wut versetzt. Alle soziologischen Parameter weisen eine eklatante Diskriminierung der schwarzen Familien nach. - Sehr empfehlenswert für jeden politisch interessierten Leser!
Helmer Passon
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Zwischen mir und der Welt
Ta-Nehisi Coates
Hanser Berlin (2016)
234 S. : Ill.
fest geb.