Kompass ohne Norden

Die eigene Betroffenheit des Autors als Zuschauer, als Vater, als Mitmensch macht diesen Roman besonders eindrucksvoll, der den Weg eines Jungen - Calden - in die Schizophrenie beschreibt. Immer tiefer verwirrt sich Calden in seinen Wahnvorstellungen, Kompass ohne Norden die für ihn die Realität darstellen. Abwechselnd lässt er eine fiktive Person vom zunehmend schwierigeren Alltag in Schule und Familie berichten. Daneben erzählt Calden selbst von seinem Leben auf dem Schiff mit Gestalten, die seiner Fantasie entsprungen sind und ihren Ursprung in der realen Welt haben, vielschichtig, verstörend und den Leser in eine andere Realität führend. In der Klinik findet er langsam und manchmal schmerzhaft zurück in die Wirklichkeit. Geheilt ist er am Ende nicht. Aber er ist dazu fähig, sich und seine Umwelt so zu sehen, wie es dem allgemeinen Konsens entspricht, ohne einen Rückfall auszuschließen, das Abdriften in eigene Realitäten. - Das ist kein Buch fürs gemütliche Lesen. Betroffenen und deren Angehörigen kann es beim Verständnis ansonsten schwer zu begreifender Psychosen helfen und auch psychologisch besonders interessierten empfohlen werden. (Übers.: Ingo Herzke)

Lotte Schüler

Lotte Schüler

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Kompass ohne Norden

Kompass ohne Norden

Neal Shusterman. Mit Ill. von Brendan Shusterman
Hanser (2018)

335 S. : Ill.
fest geb.

MedienNr.: 893634
ISBN 978-3-446-26046-7
9783446260467
ca. 19,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: J
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