Alles, was zu ihr gehört
Kate, die selbst - wie sich gegen Ende des Romans herausstellt - an einer bipolaren Störung leidet, erhält 20 Jahre nach dem aufsehenerregenden Tod von Miranda Brand von deren Sohn den Auftrag, den Nachlass im alten Wohnhaus der Familie zu durchforsten und zu archivieren. Kate treibt die Frage um, ob an den Gerüchten etwas dran ist, die Fotografin sei ermordet worden, womöglich gar vom damals elfjährigen Theo. Sowohl der Sohn wie ehemalige Weggenossen halten sich bedeckt. Schnell findet sie durch ein Tagebuch heraus, dass Miranda Brand an schweren Depressionen gelitten hat. Das Zusammenarbeiten mit Theo entwickelt sich nach anfänglichen Diskrepanzen langsam positiv, bis eine Beziehung entsteht und Theo ihr von seinen Erinnerungen an den schrecklichen Tag erzählt. - Der Roman gewährt tiefe Einblicke, wie eine psychische Erkrankung in Zusammenwirken mit einem brutalen Ehemann das künstlerische Schaffen beeinflusst. Auch Kates Verhalten ist von ihrer Krankheit geprägt, wie man es retrospektiv erschließen kann. Und auch wie ein Trauma (bei Theo) den Lebenslauf beeinflusst. Eine zwar nicht ganz leicht verdauliche, aber interessante Lektüre.
Pauline Lindner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Alles, was zu ihr gehört
Sara Sligar ; aus dem Englischen von Ulrike Brauns
hanserblau (2020)
431 Seiten
kt.