Was ist ein Name

Gedichte sind schwierig zu verstehen. Das ist das vielleicht am häufigsten zu hörende Urteil von Menschen, die ansonsten keine Probleme haben, auch umfangreichere Romane zu lesen. Gedichte, wenn es sich nicht gerade um gereimte Geburtstags- und Hochzeitslyrik Was ist ein Name handelt, erfordern tatsächlich oft eine mehrmalige Lektüre, um alle Zwischentöne, Anspielungen, und Metaphern zu verstehen. Auch die Gedichte der portugiesischen Schriftstellerin Ana Luìsa Amaral erschließen sich bei einer nur einmaligen Lektüre nur schwer. Keine Reime, keine "Handlung" (die es bei Gedichten ja ohnehin selten gibt), keine lieblichen "schönen" Worte findet man in ihrer Lyrik. Auch die Titel der Gedichte geben oft Rätsel auf. "Meine Frau von nichts", "Zwiespalt und Feuer", "Laute, und etwas Leben" - was soll man sich darunter vorstellen? Dann beginnt man die Zeilen unter einem scheinbar unverständlichen Titel zu lesen und der Nebel des Unverstandenen löst sich langsam auf. "Selbst wenn es um Sonne und Berge ginge,/ selbst wenn es die winzigsten Räume besingt/ oder die großen Wahrheiten,/ jedes Gedicht/ ist über den,/ der darüber schreibt." Wir erfahren hier, so der Übersetzer in einem klugen Nachwort, eine "Transzendenz in unserer nach-metaphysischen Zeit." Gedichte sind wie die "Transzendenz" nicht leicht zu verstehen, aber ohne sie ist das (alltägliche) Leben leerer und ohne Halt.

Carl Wilhelm Macke

Carl Wilhelm Macke

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Was ist ein Name

Was ist ein Name

Ana Luisa Amaral ; aus dem Portugiesischen von Michael Kegler und [einer weiteren]
Carl Hanser Verlag (2021)

Edition Lyrik Kabinett
107 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 979833
ISBN 978-3-446-26912-5
9783446269125
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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