Übeltäter, trockne Schleicher, Lichtgestalten

Diese Sammlung von 13 Aufsätzen, Essays und Reden des bekannten Schweizer Germanisten klärt zuerst das Verhältnis von Wissenschaft und Literatur und wendet sich dann dem "weiblichen Schreiben" zu. Daraufhin widmet sich der Verfasser der Verschwendung Übeltäter, trockne Schleicher, Lichtgestalten als einem Hauptmerkmal der Kunst. Natürlich darf der Eros als treibende Kraft auch in der Literatur nicht fehlen. An ausgewählten Beispielen werden Dummheit und Familienverbrechen als beherrschende Stoffe der abendländischen Literatur vorgestellt. Mit besonderem Interesse untersucht Peter von Matt, wie die Literatur sich gleichsam als Korrektur einer nicht immer gerechten Justiz versteht, so z.B. in Gerhart Hauptmanns "Biberpelz". Vielleicht doch etwas mutig konstatiert er in Mozarts Oper "Die Zauberflöte" an Papagenos ausufernder Rede eine Aufhebung der Ständeunterschiede. Allgemeine Anerkennung ist Peter von Matt dagegen sicher, wenn er die Aneignung von Shakespeares Werk in Deutschland als die kulturelle Selbstfindung einer verspäteten Nation vorstellt. Zur Epoche der Romantik verweist er auf die Enttäuschung über den Verlauf der Französischen Revolution. Interesse findet auch der "Struwwelpeter", obgleich dies zeichnerisch und sprachlich das Werk eines Dilettanten sei. Der Kinderarzt Heinrich Hoffmann wolle die Kinder gleichsam mit einer Schocktherapie gewinnen. Der Erfolg dieses Kinderbuches verdanke sich allein der begeisterten Aufnahme durch die Kinder, die sich gegen die Erziehung zu Zivilisation und Kultur wehrten.

Bernhard Grabmeyer

Bernhard Grabmeyer

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Übeltäter, trockne Schleicher, Lichtgestalten

Übeltäter, trockne Schleicher, Lichtgestalten

Peter von Matt
Hanser (2023)

239 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 751575
ISBN 978-3-446-27616-1
9783446276161
ca. 26,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Li
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