Der perfekte Schuss

Es ist Krieg, der 20-jährige Ich-Erzähler genießt als Scharfschütze unter den Soldaten und den Vorgesetzten Ansehen, durch das er sich motiviert fühlt. In den Straßenschlachten der Kleinstadt und in den Bergdörfern steht er "seinen Mann", funktioniert, Der perfekte Schuss hinterfragt nicht, gehorcht. Die geschilderte Brutalität des Tötens im Zweikampf oder durch das Zielfernrohr lässt nichts aus - soweit dies von einem Nichtkriegsteilnehmer bewertet werden kann. Zwischen den Einsätzen kehrt der junge Mann immer wieder in seine Wohnung und zu seiner dementen Mutter zurück, Vater und Bruder sind außer Landes. Zur Betreuung der Mutter engagiert der Soldat ein 15-jähriges Mädchen. Beide Frauen sind nun neben der Fürsorge auch der Anspannung, Überforderung und Aggressivität des täglich vom Töten heimkehrenden Kämpfers ausgesetzt. - Einen solchen Roman will eigentlich niemand lesen und sei der Autor noch so oft mit Literaturpreisen ausgezeichnet. Seine klare Sprache zeichnet das Geschehen nach und lässt einen Lesesog entstehen, dem man auf jeder Seite durch Zuklappen entkommen möchte. Vielleicht braucht es den Roman dennoch, um sich vor den vielen - vom Leseplatz aus betrachtet - fernen Kriegen nicht in Gleichgültigkeit zu verstecken. - Das Buch braucht dringend reflektierte Leser:innen.

Rolf Pitsch

Rolf Pitsch

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Der perfekte Schuss

Der perfekte Schuss

Mathias Enard ; aus dem Französischen von Sabine Müller
Hanser Berlin (2023)

188 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 613916
ISBN 978-3-446-27639-0
9783446276390
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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