Mein Name ist Estela
Estela fängt an, bei einem Ehepaar in Santiago de Chile als Hausmädchen zu arbeiten. Nach sieben Jahren der Unterdrückung und Ausbeutung - anders kann man das Arbeitsverhältnis kaum beschreiben - ereignet sich ein tragischer Zwischenfall: Das siebenjährige Kind Julia kommt zu Tode. Der Roman der chilenischen Autorin Alia Trabucco Zerán beginnt damit, dass Estela in einer Zelle sitzt und über die Ereignisse in einer Art Geständnis und Lebensbeichte reflektiert. Mühevolle Arbeit, Verachtung und Erniedrigung, Betreuung des Mädchens über die Jahre, alle Arten von Hausarbeiten prägen Estelas Leben, aus dem sie es nicht schafft auszubrechen. Vor allem wegen ihrer Mutter, die ihre Unterstützung benötigt, und eines Hundes, den sie heimlich aufgenommen hat. Estela spürt die ihr vermittelte Unterlegenheit, das Ausgeschlossensein eines einfachen Menschen vom Lande. Parallel dazu zerbricht Julia unter den Anforderungen ihrer Eltern, bekommt Wutausbrüche, verweigert das Essen. Alles steuert auf eine unausweichliche Katastrophe zu, die sich dann auch ereignet. Julia ertrinkt im Pool (in Wahrheit ein Selbstmord?). Ein bewegender Roman, der den Leser so schnell nicht loslässt. Sehr empfohlen.
Wilfried Funke
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Mein Name ist Estela
Alia Trabucco Zerán ; aus dem chilenischen Spanisch von Benjamin Loy
Hanser Berlin (2024)
239 Seiten
fest geb.