Xerox
Die niederländische Autorin Fien Veldman legt mit "Xerox" einen inhaltlich und sprachlich fulminanten Debütroman vor. Die namenlose Ich-Erzählerin arbeitet isoliert in einem Amsterdamer (?) Büro am Drucker - die niedrigste Tätigkeit. Sie denkt darüber nach, wie ihr Leben wohl verlaufen wäre, wenn sie unter anderen Umständen, in eine andere Gesellschaftsschicht geboren worden wäre, und schämt sich für ihre Herkunft. Um ihrer langweiligen, wenig fordernden Arbeit (dem Drucken und Verschicken von Kundenbriefen) etwas entgegenzusetzen, redet sie mit ihrem Drucker, der für sie menschliche Züge annimmt. Ihm kann sie alle ihre Gedanken anvertrauen - auch die Reflexionen über gewaltbestimmte Vergangenheit, Kindheit, Familie, Herkunft aus der Armut (dies in Kursivschrift gedruckt). Und immer wieder wirkt der Zustand des Druckers auf das Befinden der Protagonistin ein. Ihre Selbstgespräche interpretieren die Kollegen als ständiges Telefonieren, schwärzen sie beim Chef an, der sie schließlich entlässt. Nun muss sie sich auf ein Leben ohne Drucker einstellen. Sie entwickelt einen Plan und stiehlt ein geheimnisvolles Paket aus der Firma. Im 3. Kapitel spricht der Drucker selbst und erzählt von seiner Gesprächspartnerin. Er wird nicht mehr benötigt und auf dem Gehsteig entsorgt. Am Ende treffen sich beide zufällig wieder. - Bemerkenswert, was und wie die junge Autorin erzählt, die selbst eine der Protagonistin ähnliche Herkunft aufweist. Sehr empfohlen.
Wilfried Funke
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Xerox
Fien Veldman ; aus dem Niederländischen von Christina Brunnenkamp
Hanser (2024)
222 Seiten
fest geb.