Wir streicheln und wir essen sie
Je nachdem, welchen Standpunkt man einnimmt, sind Tiere nützlich oder lästig, niedlich oder eklig, schützenswert oder hemmungsloser Vernichtung ausgesetzt, können einziger, bester Freund und Lebensgefährte sein, Sportgerät, Therapiemedium oder existenzielle Bedrohung. Tiere werden verhätschelt, gequält, gezüchtet, gegessen, missbraucht und verehrt. - Wie definieren wir jeweils als Einzelperson unser eigenes Verhältnis zu Tieren, allgemein und natürlich im Besonderen zu "unseren" Heim- und Lieblingstieren? Eine überbordende Fülle von Informationen, Anekdoten und (überwiegend amerikanischen) Untersuchungen zu diesem Thema stellt der Autor, kurzweilig und amüsant erzählt, auf knapp 300 Seiten zusammen, mit einem deutlichen Augenmerk auch auf den Grausamkeiten, denen wir unsere Mitgeschöpfe aussetzen; kein "Schmusebuch" also. Umso wichtiger aber, als die Vielfalt darin das Paradoxe im Umgang mit "dem Tier" zeigt und, möglicherweise, erkenntnisoffenen Lesern auch einen Spiegel vorhält, kritische Selbstreflexion (nicht nur in Bezug auf Tiere) statt der viel bequemeren Schwarz-Weiß-Malerei zu betreiben. Breit empfohlen.
Elisabeth Bachthaler
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Wir streicheln und wir essen sie
Hal Herzog
Hanser (2012)
315 S. : Ill.
fest geb.