Irmgard Keun

Der bekannteste Roman von Irmgard Keun, "Das kunstseidene Mädchen" (1932), hat inzwischen als Schullektüre Einzug ins Klassenzimmer gehalten und dürfte einigen vielleicht auch in seiner Verfilmung noch in Erinnerung sein. Das Leben dieser Schriftstellerin wird von Katja Kulin, die als Redakteurin und Schriftstellerin in unterschiedlichen Metiers tätig ist, unterhaltsam, einfühlsam, oft in filmisch anmutenden Szenen gezeichnet. Ihr kommt es dabei darauf an, sich in die Welt der Keun und ihre Zeit hineinzuversetzen und sie so lebendig vors Auge des Lesers zu stellen. Zitate aus ihren Briefen und Zeitzeugnisse sind geschickt in die Handlung eingefügt. In fünf Hauptkapiteln werden der schriftstellerische Anfang, der Erfolg der ersten beiden Romane, Bücherverbrennung und Berufsverbot, Exil und die späte Wiederentdeckung behandelt. Der düstere Lebensabschnitt von 1940 bis 1977 mit Verarmung, Alkoholkrankheit, den sechs Jahren im Krankenhaus, der Geburt einer Tochter bleibt leider ausgespart. Von den literarischen Werken wird nur der erste Roman "Gilgi, eine von uns" breiter in die Handlung eingebunden. Der Untertitel dieses Buches knüpft an einen Romantitel Keuns an, in dem diese das Leben im Nazideutschland eingefangen hat, und lenkt den Blick auf die Wiederentdeckung Keuns. Ein kurzer Lebensabriss und Literaturverweise runden diese Biografie ab, die man nicht so schnell aus der Hand legt, weil sie sich gut liest.