Glaubensrepublik Deutschland
Matthias Drobinski, seit vielen Jahren Redakteur für aktuelle religiöse Fragen in der "Süddeutschen Zeitung", gilt als guter Kenner der katholischen Welt, Claudia Keller widmet sich denselben Themen beim "Tagesspiegel". Hier berichten die beiden
lebendig von ihren Reisen durch die Bundesrepublik, auf denen sie die religiöse Vielfalt des Glaubens kennenlernen wollten. In zahlreichen lebendigen Porträts und Einzeldarstellungen berichten sie von ihren Eindrücken. Zusammen ergeben sie ein breites unübersichtliches, aber höchst lebendiges Panorama. Offensichtlich ist jenseits aller Statistiken die Bundesrepublik ein religiöses Land, auch wenn die etablierten Kirchen von der verbreiten Religiosität nicht profitieren. Glaube ist heute weniger an eine Gemeinschaft gebunden und mehr individuelle Entscheidung, die sich aus höchst verschiedenen Elementen zusammensetzt. Da ist die protestantische Frau, die Maria verehrt, da gibt es eine Einsiedlerin, die sich glücklich fühlt, Atheisten, die an ihrem Unglauben zweifeln, Mitglieder charismatischer Bewegungen, die ein Erweckungserlebnis hatten, Wahrsagerinnen, die trösten können, Berichte über moderne Piusbrüder und strenge Konvertiten. Auch Juden und Muslime werden vorgestellt. Insgesamt dürfte es zurzeit kein Buch geben, das den religiösen Pluralismus der Bundesrepublik so differenziert und anschaulich darstellt. Kommt hinzu, dass die journalistischen Qualitäten beider Autoren das Buch zu einer fesselnden Lektüre machen. Für Kirchenleute eine wichtige Lektüre, für alle Interessenten ein sehr lesenswertes Buch.
Werner Trutwin
rezensiert für den Borromäusverein.

Glaubensrepublik Deutschland
Matthias Drobinski ; Claudia Keller
Herder (2011)
200 S.
fest geb.