So ist die Revolution, mein Freund
Uwe Kräuter hatte sich als linksradikaler Student an einer gewalttätigen Demonstration beteiligt. Da ihm deshalb 1974 eine Haftstrafe drohte und er als Maoist mit China sympathisierte, bemühte er sich um eine Anstellung als ausländischer Experte in einem chinesischen Staatsverlag. So erlebte der westdeutsche Kommunist die letzten Jahre der Kulturrevolution, Maos Tod und die politischen Wirren um die sogenannte Viererbande, wie auch die wirtschaftliche Öffnung und die Niederschlagung des Studentenaufstandes von 1989. Vielfältig waren Kräuters Kontakte zu hohen politischen Funktionären und einheimischen Künstlern. So lernte er dort auch seine spätere Ehefrau, einen chinesischen Filmstar, kennen. Mehrfach sollte der Deutsche keine Verlängerung seines Vertrags bekommen, weil jeder Ausländer für China verdächtig war. Wegen seiner chinesischen Frau und weil es für Kräuter wie ein Schuldeingeständnis gewesen wäre, blieb er aber im Land und bemühte sich um neue Tätigkeitsfelder. So wuchs er immer mehr in eine Rolle als Filmschaffender. Seine Wandlung vom idealistischen westdeutschen Maoisten zum kapitalistischen Unternehmer blendet Kräuter leider völlig aus. Es fällt auch auf, dass er die herrschenden Zustände in China ohne kritische Reflexion beschreibt. Als interessante Ergänzung neben grundlegender China-Literatur zu empfehlen.
Helmut Lenz
rezensiert für den Borromäusverein.
So ist die Revolution, mein Freund
Uwe Kräuter
Herder (2012)
320 S. : Ill.
fest geb.