Jesus von Nazareth - Prolog. Die Kindheitsgeschichten
Als Abschluss seiner Trilogie über Jesus von Nazareth legt Papst Benedikt XVI. mit diesem Buch den chronologisch gesehen eigentlich ersten Band vor, wegen seines im Vergleich zu den beiden anderen Bänden deutlich geringeren Umfangs allerdings nicht als erster Band, sondern als "Prolog" bezeichnet. Möglicherweise etwas irreführend ist allerdings der Untertitel "Die Kindheitsgeschichten" - die Evangelien berichten fast nichts über die Kindheit Jesu, und so geht es ganz überwiegend um Jesu Geburt, erst ein kurzer "Epilog" greift tatsächlich eine Geschichte aus der Kindheit Jesu auf, die des zwölfjährigen Jesus im Tempel, die Lukas überliefert. In der ihm ganz eigenen Methodik, welche die Ergebnisse wissenschaftlicher Exegese (einschließlich der historisch-kritischen Methode) im Licht des christlichen Glaubens und im Gesamtkontext der Heiligen Schrift aufnimmt und deutet mit dem Ziel einer größeren Annäherung an "Gestalt und Botschaft Jesu", bringt Joseph Ratzinger die im Vergleich zum jeweiligen Gesamtumfang doch knappen Texte durch intensive Beleuchtung einzelner Sätze und Begriffe zum Sprechen und ordnet ihre Aussagen ein in die jüdisch-christliche Heilsgeschichte. Im Zentrum des Buches steht natürlich das Ereignis der Geburt Jesu, deren besondere Umstände ohne jegliche Weihnachtsromantik gedeutet werden als vorausweisend auf die sich schließlich im Tod Jesu erfüllende Erlösung der Menschen durch Gottes grenzenlose Liebe. Wie die umfangreicheren Vorgängerbände ist es wieder ein ebenso hoch informatives und interessantes wie auch den Leser sehr berührendes Buch geworden.
Thomas Steinherr
rezensiert für den Borromäusverein.
Jesus von Nazareth - Prolog. Die Kindheitsgeschichten
Joseph Ratzinger (Benedikt XVI.)
Herder (2012)
172 S.
fest geb.